Das Früher I
Hui.
Teil 1.
In römischer Ziffer.
Bedeutungsschwanger.
Ein Cliffhanger gleich zu Beginn.
Nein, ich lasse mich nur von mir selbst überraschen, wie viel und wie oft ich mich mit dem Früher beschäftigen werde.
Psychologen schwadronieren gerne, dass man seine Vergangenheit aufarbeiten müsse. Die Dauer-New-Age-Hobby-Philosophen setzen pseudomystisch noch eins drauf: …damit man seine Zukunft gestalten kann.
Dann gibt es noch eine Minderheit, die die landeseigene Regierungstruppe noch nicht aufgemischt hat mit dem nervigen „Gell, uns gibt es auch noch, wir wollen auch in der Neujahrsansprache begendert werden“. Diese Minderheit ist mir anteilig sympathisch und ich posaune raus:
Lass die Vergangenheit doch dort, wo sie bereits ist: Vergangen.
Ändern kannst du sie nicht. Deine Einstellung dazu schon eher.
Ja, die Vergangenheit formt den Menschen. Dieser Mensch formt seine Zukunft. Oder lässt sie auf sich zukommen, was auch eine Art des Formens ist.
Wie viel Zukunft kann ich denn überhaupt formen?
Die üblichen (Meilen-/Grenz-)Steine im Leben sind z.B. die Berufswahl. Oder die Partnerwahl. Oder Parteienwahl. Oder Autowahl. Oder Speisenwahl.
Wie viel Freiheit habe ich bei der Gestaltung meiner Zukunft?
Du kennst die Bullshitfragen im Stil von „Wo sehen Sie sich in x Jahren?“.
Das wäre der Moment, in dem ich ein Bewerbungsgespräch mit einem freundlichen Tschüß verlassen würde. Kann man damit überhaupt noch jemanden beeindrucken? Also mit der Frage und mit einer Antwort darauf?
Um gleich mal das Thema Früher komplett zu verlassen (ein gefundenes Fressen für jeden Therapeuten, weil somit die Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit abgelenkt wird):
Wenn ich mich nur noch mit dem heilsbringenden Hier und Jetzt-live the moment beschäftige, gibt es dann überhaupt noch eine Zukunft?