Selbstbeherrschung
Bücher. Man kann nie genug lesen. Und ich hab nicht genügend Zeit in diesem Leben, um all das zu lesen, was mich interessiert.
Als Kind habe ich mangels Büchern die Tageszeitung und das örtliche Telefonbuch gelesen. Titel: Das Örtliche. Es gab eine Person mit dem Namen Gockel darin. Als Kind fand ich das lustig.
In der Tageszeitung habe ich auch das Impressum gelesen. Und die Kontaktanzeigen auch. Also alles, was gedruckt war.
In sehr vielen Kontaktanzeigen fand ich immer wieder die beiden Buchstaben „NR“.
Ich fragte das etwas ältere Mitkind des Hauses, was das wohl bedeuten könne. Die Antwort:“Neureich.“
Ja, ich habe es geglaubt, ich war ja auch erst sieben. Und aus nachvollziehbaren Gründen fragte ich mich, wie denn so viele Menschen so neureich werden könnten und ob ich das auch mal hinkriegen würde.
Meine Bücher habe ich in nun endlich in verschiedene Stapel eingeteilt.
Gelesen (der größte Stapel, umkippsicher aufgeteilt in zwei mittelgroße), ungelesene Sach-/Fachbücher, ungelesene Romane, ungelesene Klassiker, Parallelbücher.
So fein säuberlich sortiert sind die drei sehr großen Stapel gar nicht mehr so groß. Eigentlich schon fast lächerlich klein. Zumal die Parallelbücher an drei verschiedenen Orten verteilt sind, wo sie eben parallel gelesen werden.
Daher verbuche ich es als persönlichen Erfolg, dass ich nur fünf Bücher gekauft habe.
Und es zeugt von größter Selbstbeherrschung, dass ich sie ausnahmsweise mal nicht nagelneu, sondern gebraucht kaufte. Ok, eines ist nagelneu.
Nur Kaffee hat einen noch besseren Duft als frisch gedruckte Bücher.